Nr. 23 - Systemische Tieraufstellung:
Ein neuer Blick auf die Beziehung zu Deinem Tier
Um die Beziehung zu Deinem Tier zu vertiefen und gemeinsam Herausforderungen zu meistern, gibt es verschiedene Möglichkeiten. Neben einem liebevollen und verlässlichen Umgang mit Deinem Tier, artgerechter Auslastung und gewaltfreiem Training bietet die Tierkommunikation Dir die Möglichkeit, in den direkten Austausch mit Deinem Tier zu gehen. Auf diese Weise kannst Du ihm Dinge erklären oder konkrete Fragen stellen.
Eine weitere Methode, die in den letzten Jahren zunehmend an Bedeutung gewinnt, ist die systemische Tieraufstellung. Sie hat ihre Ursprünge in der systemischen Familientherapie und ermöglicht es, die Beziehungsdynamiken, die zwischen Dir und Deinem Tier oder auch innerhalb einer Tiergruppe wirken, sichtbar zu machen, zu verstehen und mögliche Konflikte und Spannungen zu lösen.
Im Jahr 2024 habe ich eine mehrmonatige Ausbildung zur systemischen Tieraufstellerin gemacht – beim fabelhaften Jörg Schmidt. In der systemischen Tieraufstellung sehe ich eine tolle Ergänzung zu meiner Tätigkeit als Tierkommunikatorin, da sie noch einmal andere Ansatzpunkte bietet, um Dich und Dein Tier auf Eurem Weg zu einem harmonischen Miteinander zu unterstützen.
In diesem Blogartikel gebe ich Dir einen Einblick in die Grundlagen und Anwendungsmöglichkeiten der systemischen Tieraufstellung und erkläre Gemeinsamkeiten und Unterschiede zur klassischen Tierkommunikation.
Grundlagen der systemischen Aufstellungsarbeit
Die systemische Aufstellungsarbeit basiert auf der Annahme, dass jedes Lebewesen in ein Netzwerk aus Beziehungen eingebettet ist: Unser soziales Umfeld besteht aus wechselseitigen Beziehungen und Verbindungen - zu Familienmitgliedern, Freund:innen, Arbeitskolleg:innen... und natürlich zu unseren Tieren. Innerhalb dieses Beziehungssystems interagieren wir miteinander und beeinflussen uns auch gegenseitig.
Unsere Beziehungen können dabei harmonisch, neutral oder auch disharmonisch sein.
Dasselbe gilt natürlich auch für unsere Tiere: Die Beziehungen zu Menschen, Artgenossen oder anderen Tieren können in ihrer Qualität und Ausprägung ganz unterschiedlich sein.
In der systemischen Arbeit, zu der auch die Tieraufstellung gehört, versteht man unter „System“ eben jenes Netzwerk aus Beziehungen zwischen Individuen und die gegenseitige Interaktion und Beeinflussung. Ein System kann dabei aus vielen Individuen, z.B. den Angestellten einer Firma oder einer großen Freundesgruppe, oder auch aus wenigen Individuen, wie z. B. einer Familie oder Dir und Deinem Tier bestehen.
Wichtig: Wenn es zu Schwierigkeiten innerhalb eines solchen Systems kommt, muss das nicht unbedingt mit Defiziten oder Störungen Einzelner zu tun haben! Man nimmt vielmehr an, dass Probleme innerhalb des Systems selbst entstehen können.
Was ist systemische Tieraufstellung?
Die systemische Tieraufstellung ist eine Methode, die ursprünglich aus der systemischen Familientherapie stammt. Sie ermöglicht es, die Beziehungen und Interaktionen, also die Dynamik innerhalb eines Mensch-Tier-Systems oder innerhalb einer Tiergruppe sichtbar zu machen und zu bearbeiten.
Der Fokus liegt dabei auf dem Tier und seiner Position und seinen Beziehungen innerhalb eines Mensch-Tier-Systems bzw. einer Tiergruppe. Man betrachtet also das soziale oder familiäre Umfeld, in dem das Tier lebt, sowie die Interaktionen zwischen dem Tier, den Menschen und ggf. weiteren Tieren in diesem Umfeld.
Die Tieraufstellung hat zum Ziel, die Dynamiken, die innerhalb des betrachteten Systems wirken, zu erkennen, zu verstehen und letztendlich so zu verändern, dass eine positive Entwicklung und Harmonisierung der Beziehungen möglich sind.
Wie funktioniert eine systemische Tieraufstellung?
Bei einer systemischen Tieraufstellung betrachten wir die Beziehung zwischen Dir (und ggf. weiteren Familienmitgliedern) und Deinem Tier oder auch zwischen mehreren Tieren.
Dies geschieht mit Hilfe von sogenannten Stellvertretern. Diese können entweder echte Personen sein oder auch Figuren, die Du intuitiv im Raum bzw. auf einem sogenannten Systembrett positionierst und die stellvertretend für Dich und Dein Tier bzw. andere wichtige Personen oder Tiere Eures Systems stehen. Bei Bedarf können auch Stellvertreter für Wünsche, Gefühle oder Probleme (z.B. die Krankheit eines Tieres, die Verhaltensauffälligkeit etc.) hinzugenommen werden.
Auf diese Weise machen wir Euer – oft unbewusstes - Beziehungsgeflecht sichtbar und können erkennen, welche Dynamiken wirken, wo ggf. etwas ins Stocken geraten ist oder an welcher Stelle Unterstützung benötigt wird.
Dieser Blick von außen, das Betrachten der einzelnen Positionen und auch das Einfühlen in die einzelnen Stellvertreter ermöglicht Dir eine neue Sichtweise auf das Gesamtsystem. Mögliche Blockaden, Konflikte oder sonstige Herausforderungen können erkannt und in die Lösung gebracht werden.
Dies geschieht durch Veränderung der Positionen der Stellvertreter, bei Bedarf auch durch das Hinzunehmen weiterer Tiere, Personen oder Symbole oder das Ausprobieren alternativer Konstellationen. Auf diese Weise bringen wir Bewegung in Euer System und versuchen, das Ausgangsbild in ein sogenanntes Lösungsbild zu überführen, das sich für alle Beteiligten gut anfühlt.
Die systemische Tieraufstellung wirkt dabei auf energetischer Ebene: Indem man das Gegebene erkennt und vor allem auch anerkennt (Ausgangsbild) und schrittweise verändert, kann wieder Bewegung in das Beziehungssystem kommen und sich eine Lösung einstellen (Lösungsbild).
Anwendungsmöglichkeiten der systemische Tieraufstellung
Die systemische Tieraufstellung kann bei den unterschiedlichsten Themen helfen, zum Beispiel bei:
- Bindungsschwierigkeiten: Wenn es unklare oder schwierige Beziehungen zwischen Tieren und ihren Haltern oder anderen Personen im System gibt, kann die Aufstellung zur Aufklärung der Hintergründe und Entspannung der Beziehungen beitragen.
- Verhaltensproblemen: Wenn ein Tier Verhaltensauffälligkeiten zeigt, kann die Aufstellung helfen, die zugrunde liegenden Ursachen zu identifizieren.
- Konflikten zwischen Tieren: Bei Einzug eines neuen Tieres in die Familie oder bei Reibereien innerhalb einer bestehenden Tiergruppe kann die systemische Tieraufstellung dazu beitragen, die Dynamik zu klären und mögliche Streitpunkte zu erkennen und zu lösen.
- Trauma und Verlust: Tiere können, genau wie Menschen, traumatische Erfahrungen machen. Die Aufstellung kann helfen, diese Erlebnisse zu verarbeiten und einen Heilungsprozess einzuleiten.
Die Anwendungsmöglichkeiten der systemischen Tieraufstellung sind also vielfältig. Sie ist besonders hilfreich, wenn Du Verhaltensänderungen bei Deinem Tier beobachtest, die Du Dir nicht erklären kannst, oder wenn es in einer Gruppe von Tieren zu Konflikten kommt. Auch wenn Du das Gefühl hast, dass Ängste oder Blockaden Dein Tier belasten oder Du Schwierigkeiten in der Kommunikation mit Deinem Tier erlebst, ist die systemische Tieraufstellung gut geeignet und kann wertvolle Einsichten bieten. Die Methode kann auch dazu dienen, vergangene traumatische Ereignisse oder Erfahrungen im Leben Deines Tiers zu untersuchen und mögliche Auswirkungen auf sein aktuelles Verhalten oder seine Gesundheit zu verstehen.
Eine Tieraufstellung hilft Dir, die emotionalen und energetischen Zusammenhänge besser zu verstehen, die in Eurem Beziehungssystem wirken und gibt Dir die Möglichkeit, aktiv an einer Verbesserung der Situation mitzuwirken.
Tieraufstellung versus Tierkommunikation - Gemeinsamkeiten und Unterschiede
Die Anwendungsbereiche sind fließend. Beide Methoden helfen Dir dabei, Dein Tier besser zu verstehen und Eure Beziehung zu harmonisieren. Sowohl die Tierkommunikation als auch die systemische Tieraufstellung wirken auf energetischer Ebene und können unabhängig von Deinem Wohnort durchgeführt werden, das heißt, wir müssen uns nicht persönlich gegenüberstehen.
Der wesentliche Unterschied besteht – vereinfacht gesagt – darin, dass ich bei einer Tierkommunikation mit Deinem Tier spreche, bei einer Tieraufstellung mit Dir.
(Bei der Tieraufstellung fühle ich mich zwar auch in Dein Tier ein, spreche aber nicht direkt mit ihm.)
Während ich bei einer Tierkommunikation in den direkten Austausch mit Deinem Tier gehe und konkrete Fragen und Botschaften ausgetauscht werden können, bietet die systemische Tieraufstellung die Möglichkeit, Dich als Tierhalter:in mehr einzubeziehen und gemeinsam an einer Lösung für Eure Herausforderungen zu arbeiten.
Die systemische Tieraufstellung bietet sich an, wenn Du Dir für Dich und Dein Tier bzw. Deine Tiere etwas Bestimmtes wünschst, also z.B. ein besseres Verständnis für bestimmte Verhaltensweisen, eine engere Bindung oder mehr Harmonie in der Tiergruppe.
Falls Du ganz konkrete Fragen oder Botschaften an Dein Tier hast, ist eine Tierkommunikation besser geeignet, da ich dabei in den direkten Austausch mit Deinem Tier gehe und quasi als Dolmetscherin für Dich und Dein Tier diene.
Fazit
Die systemische Tieraufstellung ist eine wertvolle Methode, um die Dynamiken, die zwischen Dir und Deinem Tier oder innerhalb einer Tiergruppe wirken, sichtbar zu machen und an einer Lösung zu arbeiten, falls etwas in Eurem Zusammenleben aus dem Gleichgewicht geraten ist.
Letztendlich zeigt uns die Tieraufstellung, dass wir alle Teil eines größeren Systems sind, in dem jede Beziehung zählt – auch die zwischen Mensch und Tier.
Du möchtest selbst einmal eine systemische Tieraufstellung ausprobieren? Melde Dich gerne bei mir. Weitere Informationen zu Tieraufstellungen, Tierkommunikation, meinen Leistungen und Preisen findest Du auf meiner Homepage.
Wichtiger Hinweis: Die systemische Tieraufstellung unterstützt Dich und Dein Tier auf vielfältige Weise. Sie ersetzt aber weder ein liebevolles, bedürfnisorientiertes und strukturiertes Training noch die tiermedizinische Untersuchung und Behandlung im Krankheitsfall.